VIV-Interview mit Frau Anette Reinholz, Leiterin der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung des Kreises Düren
Frau Reinholz, Sie sind jetzt seit 2 ½ Jahren das Gesicht der Wirtschaftsförderung im Kreis Düren. Seitdem gab es keine negativen Schlagzeilen mehr. Alles gut so?
Vielen Dank für das Kompliment!
Wenn es mir in der Zeit gelungen ist, das „Gesicht der Wirtschaftsförderung im Kreis Düren“ zu sein, dann bin ich hoch zufrieden.
Und ja, es stimmt: Seitdem gab es keine negativen Schlagzeilen mehr.
Das reicht mir natürlich nicht.
Also keinesfalls „Alles gut so“.
Mein Anspruch geht selbstverständlich darüber hinaus.
Wirtschaftsförderung ist vor allem stetige, harte, unaufgeregte Arbeit im Hintergrund. Vielfach sind das keine Themen für die Öffentlichkeit.
Wie funktioniert die Arbeitsteilung mit der Wirtschaftsförderung der Städte Düren und Jülich?
Ganz einfach. Es gibt ein ganz klare Aussage der Städte Düren und Jülich, welche Aufgabenfelder die Wirtschaftsförderungen vor Ort wahrnehmen und welche Aufgabenfelder der Kreiswirtschaftsförderung obliegen.
Das gleiche gilt im Übrigen für alle weiteren Städte und Gemeinden des Kreises ebenso.
Düren und Jülich haben eigene Wirtschaftsförderungseinrichtungen, die vor allem den Fokus auf die Bestandspflege der ansässigen Unternehmen, Standortentwicklungs- und Standortsicherungsmaßnahmen setzen.
Die insgesamt 15 Städte und Gemeinden des Kreises Düren sind sehr unterschiedlich.
Von Titz, der Kommune mit dem größten Anteil landwirtschaftlich genutzter Fläche in Nordrhein-Westfalen, bis zur Nationalparkstadt Heimbach und dem Tor zur Eifel, der Stadt Nideggen; jede Stadt, jede Gemeinde hat ihre eigene Vorstellung davon, wie die Zusammenarbeit mit der Kreiswirtschaftsförderung erfolgen soll.
Die Wirtschaftsförderer der 15 Städte und Gemeinden treffen sich nunmehr regelmäßig; dieser Erfahrungsaustausch, den es so bislang nicht gab, ist von zentraler Bedeutung.
Wichtig ist darüber hinaus die Zusammenarbeit mit den weiteren maßgeblichen Akteuren im und für den Kreis Düren.
indeland, das Forschungszentrum Jülich, das Technologiezentrum Jülich, VIV, IWU, Kreishandwerkerschaft Rureifel, die Agentur für Arbeit und die job com hier im Kreis Düren, darüber hinaus FH Jülich und Aachen, RWTH, Zweckverband, AGIT, IHK und HWK in der Region Aachen und auch die Innovationsregion Rheinisches Revier.
Sie sind viel in der Region unterwegs, haben zahllose Kontakte geknüpft und vielfältige Veranstaltungen organisiert. Ist das die Basis für Erfolg?
Tatsächlich: Ich bin viel unterwegs, Kontakte sind geknüpft, viele Gespräche habe ich geführt.
Und die Früchte dieser Kärrnerarbeit zeigen sich jetzt.
Wir im Kreis Düren sind gut vernetzt; das heißt, schnell agieren und reagieren, im Sinne der Wirtschaft im Kreis Düren.
Wenn morgen die große Ansiedlung sich realisieren ließe, bilden wir eine Task Force und legen los. Und: Sie erinnern sich, die großen Ansiedlungen sind die Sternstunden in der Wirtschaftsförderung.
Die Vernetzung der Akteure ist insbesondere wichtig in der unaufgeregten täglichen Arbeit der Wirtschaftsförderung für die ansässigen Unternehmen, die in aller Regel vertraulich und im Hintergrund stattfindet.
Hier gilt es, die Unternehmen zu unterstützen und zu begleiten, die erweitern oder verlagern wollen und damit Arbeitsplätze sichern und schaffen.
Zu den Veranstaltungen:
wir sind sehr stolz, dass wir allein im letzten Jahr zwei überregional beachtete Veranstaltungen stemmen konnten.
Beim Wirtschaftsforum zum Thema Standortmarketing hatten wir auf Einladung von Frau Regierungspräsidentin Walsken in der Glashütte in Düren 230 hochkarätige Gäste zu Besuch. Im Übrigen kann eine solche Veranstaltung nur mit starken Partnern so erfolgreich durchgeführt werden. Herausheben möchte ich den Kreishandwerksmeister Herrn Pelzer und sein Team und die Firma ANKER Teppichboden, vertreten durch Herrn Hoffmann und seine Mitarbeiter. Das hat mir – unter anderem – gezeigt, wozu man im Kreis Düren in der Lage ist.
Inhaltlich konnte das für den Kreis Düren so wichtige Thema Standortmarketing angeschoben werden.
Als erster Wirtschaftsbotschafter wurde Herr Dr. Kufferath-Kassner durch den Landrat ausgezeichnet.
Die Visitenkartenparty im Technologiezentrum Jülich mit 250 Gästen war das zweite Highlight im vergangenen Jahr. Da ging die Post ab. Und zu allen Kontakten, Geschäftsbeziehungen und -anbahnungen haben wir im Nachhinein erfahren, dass sich dort eine Unternehmerin und ein Unternehmer kennen und lieben gelernt haben und bis heute zusammen sind. Die Jülicher Börde ist also in jeder Hinsicht ein fruchtbarer Boden.
Der Landrat hat im letzten Jahr die Handwerksbetriebe zu einem Neujahrsempfang eingeladen und in diesem Jahr den Einzelhandel zum Jahresempfang. Damit vermittelt er den Unternehmen seine Wertschätzung. Diese Reihe wird fortgesetzt, vielleicht im nächsten Jahr mit der Einladung der Industrieunternehmen.
Veranstaltungen sind für uns das add on zu unserer eigentlichen Arbeit.
Wo sehen Sie Ihre wesentlichen Aufgaben?
Wir sind die hoch motivierte, bestens vernetzte Wirtschaftsförderung an der Seite von Unternehmen, die
• erweitern, verlagern oder ansiedeln möchten
• eine zertifizierte Gründungsberatung suchen
• eine qualifizierte Förderberatung benötigen
• pragmatischen Technologietransfer anstreben
• Gewerbeflächen oder Gewerbeobjekte nachfragen.
Weitere wesentliche Aufgabe der Wirtschaftsförderung ist die Vertretung der kommunalen Interessen auf regionaler und überregionaler Ebene.
Eines der wichtigsten Themen der Wirtschaftsförderung ist die Unterstützung zur Entwicklung von Industrie- und Gewerbeflächen; dazu ausführliche Antwort zu Frage 6.
Welches sind Beratungsschwerpunkte im Gespräch mit Industrieunternehmen?
Ein Beratungsschwerpunkt liegt in der Information über Förderprogramme; der Förderdschungel ist groß und weitet sich aus. Da einen Kompass zu haben, ist für Betriebe immens wichtig.
Es gibt z. B. wunderbare, derzeit enorm günstige Kredite für energetische Maßnahmen; hier sollte jedes Unternehmen zuerst abchecken, ob eine anstehende Investition die Voraussetzungen erfüllt, immer vor Beginn eines Vorhabens.
Fachkräftemangel ist ein Thema, allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Es gibt Unternehmen, die sehr frühzeitig hier erkennen, dass ein Mangel droht und gegensteuern. Andere lassen das Thema auf sich zurollen.
Fachkräftemangel sollte sehr differenziert betrachtet werden. Es gibt Branchen, da ist der Fachkräftemangel jetzt schon da. In anderen wird es kaum Fachkräftemangel geben.
Mit der Sparkasse Düren haben wir zu einem Fachgespräch eingeladen „Fachkräfte von morgen heute ausbilden“; das Interesse an diesem Thema war sehr groß und es wurde auf hohem Niveau diskutiert.
Sensibilisieren möchte ich gerne die Betriebe für das Thema Demografischer Wandel und Unternehmensnachfolge. Da sollte hingeschaut werden.
Wie sieht es mit Gewerbeflächen im Kreis Düren aus?
Die Entwicklung von Industrie- und Gewerbeflächen ist eines der wichtigsten Themen mittel- und langfristig. Hier ist die Wirtschaftsförderung unterstützend, beratend und vorbereitend tätig.
Wir im Kreis Düren haben die beste Ausgangslage:
Zwei Autobahnen, die Bahnstrecken und schon jetzt sofort verfügbare Flächen. Die nächste Wasserstraße die Berücksichtigung findet, der Rhein, ist auch in erreichbarer Nähe.
Da ist es kein Wunder, dass gerade eine Untersuchung, beauftragt von der Innovationsregion Rheinisches Revier, ein für den Kreis Düren fantastisches Ergebnis erzielt hat:
Von 121 untersuchten Flächen im Untersuchungsgebiet sind 6 bimodule Vorzugsflächen in verkehrlich herausragender Lage im Kreis Düren identifiziert worden. Untersuchungsgebiet waren die Kammerbezirke der IHK Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Köln/Leverkusen.
Es sollte gelingen, den Dreiklang zu erreichen:
• Einigkeit im Kreis Düren über zu entwickelnde Industrie- und Gewerbeflächen
• Abstimmung mit der Region Aachen
• und so gestärkt in die Diskussion mit der Landesregierung/Bezirksregierung
gehen.
Wir haben einen enormen Strukturwandel zu bewältigen. Da gilt es, frühzeitig die richtigen Weichen zu stellen.
Was wollen Sie erreicht haben, wenn wir uns in 2 ½ Jahren erneut unterhalten?
Zunächst einmal: alleine bin ich relativ einsam auf diesem Planeten.
Die wichtigen Entwicklungen/Projekte/Ziele lassen sich nach meiner tiefen Überzeugung nur gemeinsam erreichen.
Ich 2 ½ Jahren würde ich mich freuen, mit dazu beigetragen zu haben, dass
• das Standortmarketing im und für den Kreis Düren voran kommt
• die Entwicklung von Industrie- und Gewerbeflächen in die richtige Richtung läuft
• die Vernetzung der Akteure im Kreis Düren sich weiter vertieft
• wichtige Projekte für den Kreis Düren im Konsens abgestimmt und umgesetzt werden
• und damit Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden.
Das ein oder andere Highlight wird es ganz sicher gegeben haben.
Meine Freude wäre groß, wenn die stetigen Mühen um eine Ansiedlung Früchte getragen hätten und wir dem Bill Gates aus dem Kreis Düren als spin off aus dem Forschungszentrum Jülich den Weg in die Selbstständigkeit geebnet hätten.
Nicht vergessen habe ich Ihre Frage, Herr Sowka:
Was ist die Basis für Erfolg?
Nach meiner tiefen Überzeugung ist, egal auf welchem Gebiet, die Basis für Erfolg die Zusammenarbeit mit Menschen.
Hier im Kreis Düren habe ich Unternehmerpersönlichkeiten kennenlernen dürfen, Gründungswillige, Vertreter von Institutionen, Verbänden, Agenturen und andere. Ich war und bin beeindruckt, wie viele sich mit Herzblut für den Kreis Düren einsetzen.
Dieses „Wir im Kreis Düren“ gilt es zu stärken.
Ansprechpartner: Hans-Harald Sowka
Telefon: 02421/4042-0
Telefax: 02421/4042-26
E-Mail: info@vivdueren.de