VIV-Interview mit Herrn Hubert Wehren, Geschäftsstellenleiter Düren, Agentur für Arbeit Aachen-Düren
Wie viele Jugendliche bleiben in der Region ohne Schulabschluss?
Im Kreis Düren bleiben jährlich ca. 40 bis 50 Schülerinnen und Schüler ohne Hauptschulabschluss (Quelle: Schülerprognose IT.NRW). Dabei sind die Förderschulen nicht berücksichtigt.
Wenn die Industrie bereit ist, auch Schwächere auszubilden, wie kann dann die Agentur unterstützen?
Die Agentur für Arbeit kann schwächere Auszubildende mit ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) unterstützen. Ausbildungsbegleitende Hilfen sind eine „bezahlte Nachhilfe“, die im Auftrag der Arbeitsagentur durch dafür geeignete Träger durchgeführt wird. Sie können bereits mit Ausbildungsbeginn für die gesamte Ausbildungszeit angeboten werden, wobei sie in der Regel beim Auftreten von Defiziten (schulischer oder praktischer Natur sowie Probleme im sozialpädagogischen Bereich) durch die Auszubildenden selbst oder durch die Ausbildungsbetriebe nachgefragt werden. Die Teilnehmer werden gezielt auf die Zwischen- und Abschlussprüfung vorbereitet, insbesondere natürlich in den Bereichen mit entsprechenden Defiziten.
Die Erfolgsquote dieses Angebots liegt mit über 90 Prozent sehr hoch. In Düren und Jülich stehen für 2014 ganzjährig insgesamt 243 Plätze zur Verfügung, die, je nach individuellem Bedarf, nacheinander auch mehrfach besetzt werden können.
Finanzielle Fördermöglichkeiten gibt es darüber hinaus bei der Einstellung von Menschen mit Behinderung oder bei Rehabilitanden. Der Förderumfang hängt dabei immer vom Einzelfall des von uns betreuten Menschen ab und ist jeweils abzustimmen.
In welchen Berufsfeldern wird es zunehmend schwieriger für die Unternehmen, Arbeitsplätze zu besetzen?
Fachkräfte zu finden, gestaltet sich im Bereich der Kranken-, Gesundheits- und Altenpflege sowie bei den Erzieherinnen und Erziehern schwierig. Ähnlich verhält es sich bei den Fachkräften in den Metallberufen, im Bereich Sanitär, Heizung und Klima, sowie bei den Berufen im Bereich der Energietechnik.
Im akademischen Bereich sind die Metallberufe, die Elektroberufe und die IT-Berufe besonders nachgefragt. Auch die Besetzung von Stellen für ärztliches Personal kann mit einer längeren Personalsuche verbunden sein.
Soweit Fachkräfte nicht unmittelbar auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, lohnt es sich, mit den Spezialisten des Arbeitgeberservice über Alternativen zu sprechen. Derzeit rückt die Qualifizierung von Beschäftigten immer mehr in den Fokus der Arbeitgeber.
Wie sehen die Handlungsschwerpunkte der Agentur in den nächsten zwei Jahren aus?
An erster Stelle steht die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Sie beginnt mit einem dauerhaften Übergang von der Schule in den Beruf. Dazu werden wir „Kein Abschluss ohne Anschluss“ in unsere strategische Ausrichtung einbinden, wobei ein besonderer Fokus auf Hauptschüler mit und ohne Abschluss liegt. Daneben ist unter anderem die Senkung der Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen ein Handlungsschwerpunkt.
Vor dem Hintergrund des Demografischen Wandels wird es für die Betriebe immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu gewinnen. Wir investieren daher in die Qualifizierung von Arbeitslosen ohne Berufsabschluss. Damit wird nicht nur langfristig die Beschäftigtenstruktur verbessert; auch das Risiko arbeitslos zu werden, sinkt mit einem qualifizierten Berufsabschluss um das Vierfache.
Der Arbeitsmarkt im Kreis Düren wird im Wesentlichen durch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) geprägt. Die Einschaltung des gemeinsamen Arbeitgeberservice‘ der Arbeitsagentur bei der Personalgewinnung wird insbesondere bei diesen Betrieben angestrebt. Dabei soll natürlich die gute Zusammenarbeit mit zahlreichen Großbetrieben nicht leiden.
Wie schätzen Sie die Gesamtsituation des Arbeitsmarktes derzeit ein?
Der Arbeitsmarkt im Kreis Düren stellt sich insgesamt als robust und aufnahmefähig dar. Dazu möchte ich auf zwei Aspekte besonders hinweisen: Zum einen wächst die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis Düren seit Jahren kontinuierlich auf zuletzt 75.081 im Jahr 2013 (2012: 74.424). Im Jahr 2010 hatte die Zahl noch bei 70.462 gelegen.
Zum anderen wurden der Arbeitsagentur 1.860 freie Arbeitsstellen seit Jahresbeginn gemeldet. Das sind 451 oder 32 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Eine Einschätzung des Arbeitsmarktes insgesamt bleibt allerdings immer ungenau, da nicht alle Branchen die gleiche Entwicklung durchlaufen. Es wird allerdings immer auch Bereiche bzw. Unternehmen geben, die bei einer anhaltend guten konjunkturellen Entwicklung in größerem Maße Personal freisetzen werden.
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