VIV-Interview mit Frau Anette Reinholz, Leiterin der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung Kreis Düren

Wie ist die Wirtschaftsförderung des Kreises organisiert?
Die Wirtschaftsförderung des Kreises Düren ist seit 2011 als Stabsstelle im Technischen Dezernat der Kreisverwaltung eingebunden.

Was sind die Arbeitsschwerpunkte?
Vor der sogenannten „Rekommunalisierung“ – furchtbares Wort, da hören die meisten jetzt sicher auf zu lesen – haben die 15 Städte und Gemeinden in einer Klausurtagung beraten, welche Aufgaben die Kreiswirtschaftsförderung übernehmen soll. Daraus ist ein Aufgabenkatalog entstanden, in dem jede Stadt, jede Gemeinde für sich entschieden hat, welche Aufgaben selbst übernommen und welche Aufgaben übertragen werden.

Das Ergebnis ist sehr unterschiedlich.
Die Stadt Düren und die Stadt Jülich haben eine eigene Wirtschaftsförderung, die insbesondere auch die so wichtige Aufgabe der Bestandpflege selber übernehmen.
Bestandspflege; dies ist ein schönes altes Wort und bedeutet nichts anderes als: Unternehmen unterstützen.

Die Aufgaben der Kreiswirtschaftsförderung sind z. B.: Förderberatung, Existenzgründungs- und festigungsberatung, Bestandspflege, Gewerbeflächenentwicklung, Ansiedlung, Standortmarketing, Durchführung von Projekten und Veranstaltungen, Technologietransfer.

Wichtig ist, mit den Akteuren der Wirtschaftsförderung in einem offenen, konstruktiven und vertrauensvollen Dialog gemeinsam und abgestimmt zum Wohl der Unternehmen im Kreis Düren zu agieren.

Wie muss man sich die Förderberatung vorstellen?
Sehr unterschiedlich.
Die den VIV angeschlossenen Unternehmen z. B. haben in aller Regel hohe Energiekosten. Es gibt eine Reihe von Förderprogrammen, die zum einen Beratungsleistungen sogar durch einen Zuschuss unterstützen oder aber auch Investitionen durch öffentliche Kredite vom Land NRW oder Bund; die Konditionen können derzeit interessanter fast nicht mehr sein.

Ebenso gibt es den Bildungsscheck NRW. Hier werden Unternehmen unterstützt, deren Mitarbeiter sich weiter qualifizieren; der Zuschuss beträgt hier 500 Euro. Das Antragsverfahren ist schlank, der Unternehmer oder sein Bevollmächtigter kommt eine halbe Stunde zu einem Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung und kann dann schon den Bildungsscheck mitnehmen. Ein ähnlich unkompliziertes Förderinstrument ist die sogenannte Potentialberatung; bis zu 7.500 Euro kann hier ein Zuschuss betragen, wenn ein Unternehmen z. B. Betriebsabläufe checken lassen will.

Und dann gibt es natürlich noch die Unternehmen, die ihren Betrieb erweitern wollen oder in ein neues Gebäude investieren. Die Investitionssumme ist dann in aller Regel nicht gering. Das ist dann Chef-Sache, und ich bin dann auch mit einer Direktorin der NRW-Bank im Unternehmen, um passgenau über öffentliche Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren.

Kein Anliegen der Unternehmen gleicht dem anderen. Wichtig ist, die richtigen Kontakte herzustellen und sehr zielgerichtet zu beraten.

Zur Gründungsberatung: Wie viele potentielle Gründer werden per anno beraten und in welcher Branche liegen die Schwerpunkte der Gründer?
In den letzten drei Jahren wurden jeweils knapp 100 Beratungen direkt bei der Wirtschaftsförderung Kreis Düren durchgeführt. Die Branchen, in denen gegründet wird, sind sehr unterschiedlich, die Schwerpunkte liegen im Dienstleistungsbereich und im Handwerk, aber selbstverständlich sind auch Einzelhandel und Produktion vertreten und sogar Fußballgolf.

Das darf ich auch hier öffentlich sagen, dass Herr Riedel, der sich am Indemann selbstständig gemacht hat, sich über Gäste sehr freut!

In den letzten Jahren haben wir schöne Erfolge verzeichnen können, in dem der Kreis Düren im AC² Wettbewerb bei den Nominierungen und Platzierungen abgeräumt hat. 2015 haben wir zwei 1. Preisträger: die Manos GbR aus Düren und Zeit-Geist aus dem Forschungszentrum Jülich.
Wir führen gemeinsam mit der Gründerregion und dem Startercenter jährlich 12 Seminare zur Existenzgründung und 12 Gründungssprechtage durch.
Hierzu berichte ich später noch.

Die Existenzgründerseminare EXISTENZIA werden von den Gründern mit einer Gesamtnote 1,3 bewertet (siehe Gründungsmonitoringbericht für die Gesamtregion Mai 2015).

Wie helfen Sie Unternehmen, die Gewerbeflächen suchen?
Im Immoportal des Kreises Düren können Gewerbeflächen und Gewerbeimmobilien zur Vermarktung angeboten und abgerufen werden. Dieses Portal könnte besser genutzt werden, und ich nutze diese Gelegenheit gerne, um dieses Angebot bekannter zu machen: http://immoportal.kreis-dueren.de.
Im regionalen Gewerbeflächeninformationssystem GisTRA optimierenS wir die Darstellungen aus dem Kreis Düren.
Unternehmen, die Flächen oder Objekte suchen, informieren wir passgenau über mögliche Standorte. Wir begleiten die Unternehmen weiter und unterstützen, wenn es zum Kauf oder zur Anmietung kommt, mit einer Förderberatung.

Die Unterstützung ist sehr unterschiedlich und vielfältig; das hört auch nicht auf, wenn der zukünftige Geschäftsführer oder seine Mitarbeiter ein Haus oder eine Wohnung suchen.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Wirtschaftsförderung ist, dafür Sorge zu tragen, dass mittel- und langfristig Entwicklungsmöglichkeiten bestehen.

Wir haben einen enormen Strukturwandel zu bewältigen.
Relativ früh, im 1. Halbjahr 2012, hat die Wirtschaftsförderung Kreis Düren einen Bericht zur Entwicklung von attraktiven Industrie- und Gewerbeflächen herausgegeben.
In der Bürgermeister-Runde im Frühjahr diesen Jahres haben die Gemeinde Kreuzau und die Stadt Düren vorgeschlagen, dass der Kreis Düren eine koordinierende Funktion in dieser Frage übernehmen soll. Eine erste Fachtagung hierzu wird am 24. Juni bereits stattfinden.

Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Das sind die Aufgaben der Wirtschaftsförderung, die von immenser Bedeutung sind, in der Öffentlichkeit – natürlich nicht – wahrgenommen werden und dazu führen, dass wir in fünf Jahren dem suchenden Unternehmen noch helfen können.

Wie viele Anfragen gibt es insoweit per anno und wie vielen Unternehmen konnten Sie im Jahr 2014 helfen?
Über NRW Invest und die AGIT sowie Direktkontakte erfolgen Ansiedlungsanfragen, hier kann ich gesichert sagen, dass im Jahre 2014  57 Anfragen bearbeitet wurden, in drei Fällen führte dies zu Ansiedlungen.

Sie erinnern sich aber sicher an meine Aussage: „Ansiedlungen sind Sternstunden in der Wirtschaftsförderung.“

Hier wird der Beweis geführt: Derzeit bauen wir ein Controlling auf, so dass ich in nicht allzu ferner Zeit insbesondere zu den Direktkontakten – das sind die wesentlich wertvolleren – konkretere Angaben machen kann.

Macht es eigentlich Sinn, wenn sowohl die Wirtschaftsförderung der Stadt Düren als auch des Kreises Düren Gründungsberatung betreiben?
Die Städte und Gemeinden haben alle die Gründungsberatung als Aufgabe dem Kreis übertragen. Wir sind als Kreis Düren seit 1999 Mitglied in der Gründerregion und seit 2007 Mitglied des Startercenters in der Gründerregion. Die Gründerregion wird als Modellprojekt hoch gelobt. Unsere Beratungsleistungen sind zertifiziert. Durch den breiten Verbund haben wir im Kreis Düren zahlreiche Vorteile, so zum Beispiel das AC² Netzwerk, in dem Gründungswilligen und auch bestehenden wachstumsorientierten Unternehmen kostenlos ein Beraternetzwerk von über 180 Spezialisten an die Seite gestellt wird.
Das finden Sie so schnell nicht wieder.

Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer „kleinen Mannschaft“ den wirklichen Bedarf an Wirtschaftsförderung befriedigen können?
Welche Antwort erwarten Sie?

Wir haben im Kreis Düren 13.583 Unternehmen, die bei der IHK Mitglied sind, 3.470 Handwerksunternehmen, 3.304 Unternehmen im Einzelhandel (Stand 2014, 2013); darüber hinaus dürfen die freien Berufe nicht vergessen werden.

Mit meiner „kleinen Mannschaft“ (bestehend aus 4 Frauen und einem Mann;-)) mache ich das, was möglich ist. Zum Beispiel eine Fachveranstaltung Logistik mit 100 Teilnehmern im März diesen Jahres. Und am 23. September wieder unsere bekannte Visitenkartenparty. Bei der letzten hatten wir über 230 Gäste.

Und ich hoffe, dass ich Sie, Herr Sowka und auch viele Vertreter der VIV dort begrüßen kann, weil ich den ein oder anderen vielleicht ein wenig neugierig gemacht habe.

Ansprechpartner: Hans-Harald Sowka
Telefon: 02421/4042-0
Fax: 02421/4042-26
E-Mail: info@vivdueren.de