Wichtige Zukunftsfragen und der Brexit

Strukturwandel, Energiewende, Klimawandel – wichtige Themen, die in der öffentlichen Diskussion aktuell großen Raum einnehmen. Unter dem Oberbegriff „www“ standen sie im Mittelpunkt der Rede von Hans-Helmuth Schmidt, dem Vorsitzenden der Vereinigten Industrieverbände von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e.V. (VIV), auf der diesjährigen VIV-Jahreshauptversammlung auf Schloss Burgau. Er griff eine Vielzahl an Ausdrücken auf, in denen die Worte –wende, –welle und –wandel Verwendung finden. Begriffe, die für eine Zeit der Veränderung stehen.

Schmidt betonte, dass mit der sich abzeichnenden Konjunkturabschwächung auch den Steuereinnahmen Grenzen gesetzt sind: „Dem Staat fehlen Milliarden. In Zukunft kann es nicht mehr nur darum gehen, welche Wünsche erfüllt und welche Wahlgeschenke gemacht werden, sondern was wir uns leisten können und wo gespart werden muss“, so Schmidt. Er kritisierte in diesem Zusammenhang die hohen Ausgaben für die sogenannte Mütterrente, die Rente mit 63 Jahren und das Baukindergeld.

Besonders besorgt ist Schmidt über die hohen Energiekosten, die die deutsche Industrie zu schultern hat. Sie gehören im internationalen Vergleich – vor allem wegen der hohen Abgaben – zu den höchsten weltweit. Auch die starke Industrie- und Mittelstandsbesteuerung sei für viele Unternehmen im internationalen Wettbewerb eine hohe Belastung: „Hier muss die Politik auf jeden Fall gegensteuern“, forderte der VIV-Vorsitzende.

Brexit: Londoner Finanzexperte David Marsh als Festredner
Als Festredner konnten die Vereinigten Industrieverbände den Londoner Finanzexperten und Buchautor David Marsh gewinnen. Marsh ist Chairman des OMFIF (Official Monetary and Financial Institutions Forum). Das OMFIF versteht sich als neutrale und unabhängige Plattform und Denkfabrik für Zentralbanken, Wirtschaftspolitik und öffentliche Investitionen. David Marsh hat viele Jahre für die Financial Times in Frankreich und Deutschland gearbeitet. Thema seines Vortrags war der Brexit. „Nach einer Periode des vorsichtigen Optimismus über einen relativ sanften Ausgang des Brexit-Prozesses ist ein gewisser Pessimismus zurückgekehrt. Nach wie vor ist ein geordneter Austritt Großbritanniens aus der EU der wahrscheinlichste Weg, aber auch ein abrupter, nicht geregelter Ausstieg kann nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden. Ein harter Brexit würde der Wirtschaft sowohl in Großbritannien als auch in Europa schwere Schäden zufügen. Einen geregelten Austritt könnten Großbritannien und Europa wahrscheinlich ohne allzu große Schäden verkraften. Und in einigen Jahren wäre das Schlimmste überwunden“, so Marsh.

Bedeutung Großbritanniens für die NRW-Wirtschaft
Die Handelsbeziehungen der NRW-Wirtschaft mit Großbritannien sind sehr eng. Das Vereinigte Königreich ist laut unternehmer nrw mit einem Exportvolumen von 12,2 Milliarden Euro (2018) der viertgrößte Absatzmarkt für nordrhein-westfälische Unternehmen. Dabei hat sich das Exportvolumen seit 2017 bereits deutlich verringert (- 8,1 Prozent gegenüber 2017). Großbritannien ist in der Rangfolge der wichtigsten NRW-Exportmärkte von Platz drei auf Platz vier abgerutscht. „Unsere Firmen sind auf grenzüberschreitende Handelsbeziehungen und verlässliche Lieferketten angewiesen. Beides wird durch den Brexit gefährdet“, erklärte VIV-Vorsitzender Hans-Helmuth Schmidt.

Die Vereinigten Industrieverbände haben rund 150 Mitgliedsunternehmen mit ca. 20.000 Beschäftigten. 2018 erzielten die Mitgliedsunternehmen einen Umsatz von rund 4,4 Milliarden Euro.

Ansprechpartner: Dr. Stefan Cuypers
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