VIV-Jahresanfangsveranstaltung: Digitale Lebenswelten erfordern digitale Kompetenzen
Das Wirtschaftswachstum stagniert, die Stimmung in den großen Industriesparten ist eingetrübt. Diese wirtschaftliche Situation, die Digitalisierung und Medienkompetenz angesichts mit dem Internet verbundener Risiken waren Themen der diesjährigen Jahresanfangsveranstaltung der Vereinigten Industrieverbände von Düren, Jülich, Euskirchen & Umgebung e.V. (VIV) am 29. Januar 2020 auf Burg Obbendorf in Niederzier-Hambach.
Lediglich 0,6 Prozent betrug das Wirtschaftswachstum nach Schätzung des Statistischen Bundesamts im letzten Jahr. „Ein geringeres Wachstum gab es zuletzt 2013 mit 0,4 Prozent“, warnte Hans-Helmuth Schmidt, Vorsitzender der Vereinigten Industrieverbände, in seiner Begrüßungsrede. „Und auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft – vor allem in den großen Industriesparten – ist deutlich schlechter als noch vor einem Jahr.“
In Nordrhein-Westfalen ist beispielsweise die Metall- und Elektroindustrie betroffen: Zum einen belasten Protektionismus und geopolitische Verunsicherungen das Investitionsklima. Zum anderen lösen technologische Herausforderungen und Veränderungen der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen – etwa durch die Energiepolitik – strukturelle Anpassungen aber auch Verunsicherung bei Unternehmen und Verbrauchern aus.
Laut einer aktuellen Konjunkturumfrage des Verbands der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen (Metall NRW) planen u.a. deshalb 32 Prozent der Betriebe ihre Investitionen zurückzufahren – im Vorjahr waren es lediglich 18 Prozent. Auch auf die Beschäftigung wirkt sich das zunehmend angespannte Klima inzwischen aus: in den vergangenen sechs Monaten haben 23 Prozent der nordrhein-westfälischen Industriebetriebe aus der Metall- und Elektroindustrie Beschäftigung abgebaut, für die nächsten sechs Monate rechnen 27 Prozent mit einer rückläufigen Beschäftigung.
Der für das Jahr 2020 prognostizierte leichte Wirtschaftsaufschwung fällt nach der aktuellen Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft je nach Branche unterschiedlich aus. So rechnen u.a. der Bereich Maschinenbau sowie die Stahl- und Metallverarbeitung nach wie vor mit sinkenden Fertigungszahlen.
„Bildung war immer schon ein maßgebliches Instrument, um negativen gesellschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Entwicklungen vorzubeugen oder auf sie zu reagieren“, zeigte Schmidt vor den rund 180 Gästen – darunter Unternehmensvertreter, Lehrer und Personen des öffentlichen Lebens der Region – auf. Aus diesem Grund sei es zu begrüßen, dass Nordrhein-Westfalen plane, das Fach Informatik an allen Schulen verpflichtend einzuführen. Für den Erfolg des Projekts sei allerdings maßgeblich, dass auch die Lehrpläne mit Bedacht erstellt würden. Es dürfe nicht nur um die Vermittlung von Anwendungskompetenzen gehen, sondern insbesondere müsse ein Verständnis von grundlegenden Zusammenhängen und Funktionsweisen der digitalen Welt geschaffen werden. Zudem stelle sich, so Schmidt, für Lehrer und Ausbildungsbetriebe gleichermaßen die Frage, welchen Gefahren die Schüler in der digitalen Welt ausgesetzt seien und wie man sie davor schützen könne.
Der Gastredner Tom Weinert, deutschlandweit gefragter Medienexperte für den Bereich Internetkriminalität, hatte darauf konkrete Antworten. Mit seinem Vortrag gab er einen Einblick „hinter die Kulissen“ und zeigte das Internet auf eine Weise, wie man es selten zuvor gesehen hat. Dabei standen soziale Netzwerke, Apps, Spiele, Daten- und Internetsicherheit, rechtliche Aspekte sowie alltägliche Dinge, die dem Nutzer in den digitalen Lebenswelten begegnen, im Fokus. Verpackt mit viel Humor und zahlreichen kriminalpolizeilichen Anekdoten regte er mit seinen Ausführungen nicht nur zum Nachdenken an, sondern gab auch zahlreiche Tipps für den Umgang mit den neuen Medien. Seinen begeisterten Zuhörern gab er mit auf den Weg: „Gerade Jugendliche müssen durch Aufklärung und präventive Maßnahmen geschützt werden, da ohne ausreichende Medienkompetenz die Gefahr des Medienmissbrauchs und der Mediensucht besteht.“
Die Vereinigten Industrieverbände haben rund 150 Mitgliedsunternehmen mit ca. 20.000 Beschäftigten.
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