Geplante EU-Verpackungsverordnung ist aus Sicht von Papierherstellern „marktruinierend“
Aus diesem Grund hatte Thomas Gissler-Weber, geschäftsführender Gesellschafter des Jülicher Wellpappenunternehmens Gissler & Pass, Kollegen und Politiker zu einem Meinungsaustausch bei den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen & Umgebung (VIV) ins Haus der Industrie nach Düren eingeladen. Für die Industrie nahmen Maximilian Boltersdorf (Brohl Wellpappe Gmbh & Co. KG), Karl Hellmuth Eichhorn und Jorge Grabmaier (Carl Eichhorn KG), Bernd Scholbrock und Alexander Stern (Schoellershammer GmbH), Stephanie Zanders (Niederauer Mühle), Andreas Driftmeyer (Smurfit Kappa Group Wellpappe) und Herbert Weber (Smurfit Kappa Zülpich Papier GmbH) an der Veranstaltung teil. NRW-Landtagsabgeordnete Dr. Patricia Peill und Bundestagsmitglied Thomas Rachel (beide CDU) versprachen, die Anliegen der Betriebe und ihrer Beschäftigten auf Landes- beziehungsweise Bundesebene in den politischen Gremien zu platzieren.
Der vorliegende Gesetzentwurf verkennt aus Sicht der Unternehmer, dass Verpackungen aus Papier, Karton und Pappe vollständig recycelt werden können. Sie zeichnen sich EU-weit durch die höchste Recyclingquote von 82 Prozent aus, in Deutschland liegt diese Quote sogar bei 89 Prozent. Rund 60 Prozent der gesamten deutschen Papierproduktion von 23,1 Millionen Tonnen pro Jahr sind Verpackungspapiere. Studien belegen, dass ihre Fasern mindestens 25-mal rezykliert werden können. Das gilt auch für Wellpappe und Maschinenkarton als Transportverpackung von Haushaltsgroßgeräten und im Onlineversandhandel. Dem gegenüber steht der hohe logistische Mehraufwand von Mehrwegverpackungen. Gerade Rücknahmefahrten verursachen zusätzliche CO2-Emmissionen, binden bereits heute knappe Logistikkapazitäten und belasten das Verkehrsnetz. Nicht zu vergessen die aufwendige Reinigung von Mehrweglösungen und der zusätzliche Bedarf an Lagerkapazitäten. Thomas Gissler-Weber: „Die Papierwirtschaft sieht sich infolge der beabsichtigten Regulierung in hohem Maße benachteiligt.“ Es sei absolut nicht nachvollziehbar, ergänzt der Familienunternehmer, dass die Verwendung nachwachsender Rohstoffe im Zusammenspiel mit einem beispielhaften und funktionierendem Recyclingsystem Mehrwegverpackungen nicht gleichgestellt werden soll. „Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind gerade für unsere Branche ein wichtiges Thema. Verpackungen aus Papier stehen für Beides. Es ist darüber hinaus nicht wissenschaftlich belegt, dass Mehrwegverpackungen umweltverträglicher sind.“ Mit der Modellfabrik Papier, die ihren Sitz ebenfalls in der Rurstadt habe, ergänzt der Unternehmer, würde im Epizentrum der deutschen Papierindustrie geforscht, wie die Papierproduktion nahezu CO2-neutral gestaltet werden könne. Gissler-Weber: „Was ich sagen möchte: Wir arbeiten mit Hochdruck am Klimaschutz.“
Der Geschäftsmann aus Jülich betont nochmal, dass die geplante EU-Verordnung die Unternehmen in ihrer Existenz bedrohe. „Das trifft unsere Region in besonderem Maße. In Düren und Umgebung dürfte europaweit die wohl größte und vielfältigste Konzentration von Unternehmen unserer Branche anzutreffen sein. Da sind viele Arbeitsplätze in Gefahr.“ Dr. Stefan Cuypers, Geschäftsführer der Vereinigten Industrieverbände von Düren, Jülich, Euskirchen & Umgebung, unterstreicht die große Bedeutung der Papier verarbeitenden und Papier erzeugenden Industrie für den Kreis Düren: „10.000 Männer und Frauen in unserer Region arbeiten unmittelbar oder in Zuliefererbetrieben für die Papierindustrie. Das ist nicht nur mit Blick auf die Arbeitsplätze ein unglaubliches Pfund, sondern auch mit Blick auf den Wohlstand in unserer Region.“
Ein wichtiges Argument, vor allem auch für die Politiker. Dr. Patricia Peill: „Der Kreis Düren ist Strukturwandelregion. Es kann nicht sein, dass Millionen Euro in die Region gepumpt werden, um Arbeitsplätze zu schaffen, und gleichzeitig mit einer wenig durchdachten Verordnung an andere Stelle Arbeitsplätze vernichtet werden.“
Thomas Rachel nennt noch einen anderen wichtigen Aspekt: „Diese Verordnung hat weitreichende Auswirkungen auf Supermärkte und Discounter. Durch den damit einhergehenden Mehraufwand könnte sich die ohnehin schon angespannte Preissituation für die Verbraucher verschlechtern.“
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