Ende der Braunkohlebrikettierung: Bislang keine Hilfe für Firmen aus Kreuzau, Düren, Euskirchen und Jülich

Ende der Braunkohlebrikettierung: Bislang keine Hilfe für Firmen aus Kreuzau, Düren, Euskirchen und Jülich

Vier Unternehmen aus Kreuzau, Düren, Euskirchen und Jülich nutzen Braunkohlebriketts zur Erzeugung von Prozesswärme – drei Papierfabriken und ein Zuckerhersteller. Mit dem Ausstieg aus der Braunkohleförderung werden Ende 2022 im rheinischen Revier keine Briketts mehr hergestellt werden. Entweder, die Unternehmen lassen den Brennstoff dann aus der Lausitz kommen, oder sie schaffen es, in kurzer Zeit auf einen anderen Energieträger umzurüsten.

Die betroffenen Unternehmen, die IHK Aachen, die Dürener Industrieverbände, die Bezirksregierung Köln, die Wirtschaftsministerien und die Gasversorger haben im auslaufenden Jahr intensiv an einer Lösung gearbeitet.

Die Gasversorgung könnte sichergestellt sein, wenngleich die Versorgungssicherheit schlechter sein wird, als es bei der heimischen Braunkohle der Fall ist. Ein Problem jedoch ist ungelöst: Die Unternehmen müssen insgesamt eine hohe zweistellige Millionensumme für die Umrüstung ihrer Kraftwerke investieren. Investitionen, die nicht geplant waren. Hinzu kommt, dass die Gasversorgung lediglich als Übergangstechnologie auf dem Weg zu einer CO2-freien Energieversorgung angesehen wird.

Auf Initiative des Landtagsabgeordneten Dr. Ralf Nolten (CDU) fand am vergangenen Donnerstag ein hybrides Spitzentreffen im Werk Kreuzau des finnischen Papierherstellers Metsä Tissue statt. Aus dem obersten finnischen Management-Team anwesend war Jari Tiura. Als Gäste begrüßen durfte er unter anderem die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU), den Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Rachel (CDU), die Landtagsabgeordnete Dr. Patricia Peill (CDU), Vertreter der Firmen Niederauer Mühle, Schoellershammer sowie Pfeifer & Langen und Dr. Stefan Cuypers von den Vereinigten Industrieverbänden.

Ein klares Ziel vor Augen hat die Metsä Gruppe, die in Kreuzau und Düren Papierfabriken betreibt. Bis Ende 2030 will man fossilfrei sein und keine fossilen Energiequellen mehr nutzen. Jari Tiura: „Bei Metsä Tissue untersuchen wir im Rahmen des „Future Mill-Programms“ mehrere neue Technologien, um fossile Energiequellen durch erneuerbare Energien zu ersetzen.“  Tobias Lüning, Vorsitzender der deutschen Geschäftsführung, ergänzt: „Hierbei ist es von großer Wichtigkeit, das politische Rahmenbedingungen flexibel genug ausgelegt sind, um individuell auf die Eigenheiten von Unternehmen einzugehen und somit unnötige Zwischeninvestitionen auf dem Weg zur CO2-Neutralität zu vermeiden.“

Deutlich wurde in dem Gespräch, dass noch erheblicher politischer Handlungsbedarf besteht. Denn staatliche Fördermittel für die Umrüstung auf eine Gasversorgung, zu der die Firmen nun kurzfristig gezwungen sind, sind nicht in Sicht. Vonseiten der Ministerien wird darauf verwiesen, dass einer finanziellen Unterstützung europarechtliche Beihilferegelungen entgegen stünden. Dr. Stefan Cuypers, Geschäftsführer der Vereinigten Industrieverbände: „Kein anderer Mitgliedstaat der Europäischen Union erwartet von seiner Wirtschaft derart große Anstrengungen in der Energiepolitik, wie es Deutschland tut. Es kann nicht sein, dass auf der einen Seite unseren Unternehmen diese Belastungen abverlangt werden, die Standortnachteile zu anderen europäischen Ländern bedeuten, auf der anderen Seite direkte Kompensationen der Erschwernisse aber an europäischen Regeln scheitern sollen. Die besondere Problematik von vier Unternehmen in unserer Region wurde im Rahmen des politischen Prozesses über den Braunkohleausstieg bisher nicht hinreichend gelöst.“  Hinzu komme, dass die Firmen gezwungen würden, in eine Übergangstechnologie zu investieren.

Dr. Ralf Nolten warnt deshalb: „Wir müssen aufpassen, dass bei dem Ausstieg aus der Braunkohle unsere Betriebe nicht ins Straucheln kommen: In knapp drei Jahren ein neues Energiekonzept zu entwickeln, Kesselhäuser zu planen, genehmigen zu lassen und zu bauen, ist sehr, sehr sportlich. Hier muss es eine enge und individuelle Begleitung der Betriebe durch die Behörden geben, damit nicht 1.500 Arbeitsplätze im Feuer stehen.“

„Ich bin heute gerne nach Kreuzau gekommen, um mir persönlich ein Bild von den von der Transformation betroffenen Unternehmen in der Region zu machen, denn die Herausforderungen des Kohleausstiegs werden wir nur gemeinsam stemmen. Ich bin beeindruckt, mit wie viel Engagement die Unternehmen nach Lösungen suchen, ihre Produktion auf einen Pfad der Klimaneutralität umzustellen“, resümiert die Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker. Gleichwohl habe sie auch gesehen, dass sich die Situation der verschiedenen Unternehmen und Branchen ganz unterschiedlich darstelle. Während einige Unternehmen bereits gute Wege mit passenden Fördermöglichkeiten für alternative Wärmeerzeugung für sich gefunden hätten, gebe es bei anderen besondere Umstände, die es zu berücksichtigen gelte. Diese Erkenntnis nehme sie gerne mit, damit diese Bedarfe bei der Gestaltung weiterer Programme einfließen könnten.

Kontakt: Stephanie Ulbricht
T: +49 2421/4042-0
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