Zuversicht, aber keine Champagnerlaune

Zuversicht, aber keine Champagnerlaune

11-05 Sowka Bachem Kufferath„Auch ich glaube, dass wir in Deutschland wirtschaftlich wieder gut unterwegs sind und sehr gute Chancen für die nächsten Jahre haben“, betonte Dr. Stephan Kufferath, Vorsitzender der Vereinigten Industrieverbände von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e.V. (VIV) im Rahmen der diesjährigen Jahreshauptversammlung auf Schloss Burgau. „Deutschland ist wieder erstarkt und sogar wirtschaftliche Lokomotive in Europa.“

In seinem Vortrag warb Kufferath jedoch für realistische Einschätzungen und maßvolle Bewertungen der aktuellen wirtschaftlichen Lage. So werde die individuelle Wahrnehmung wirtschaftlicher und politischer Themen oft durch zu viele Superlative geprägt, im Guten wie im Schlechten: „Wir leiden doch alle oftmals unter maßlosen Übertreibungen und teilweise hysterischen Debatten mit sehr kurzer Verfallszeit“, brachte es der Vorsitzende auf den Punkt. Jetzt das „Deutsche Jahrzehnt“ auszurufen sei mutig, auf jeden Fall aber verfrüht. Und nur die Renditen der Dax-Unternehmen zu betrachten, verstelle den Blick auf die Wirklichkeit: Die Unternehmensrenditen seien in Deutschland nach wie vor im Durchschnitt eher bescheiden.

Insgesamt sei die Entwicklung aber trotz aller Risiken positiv, vor allem auch auf dem Arbeitsmarkt. Das Instrument der Zeitarbeit müsse erhalten bleiben, um Unternehmen die notwendige Flexibilität zu geben. Wer Stammarbeitskräfte und Leiharbeitnehmer vom ersten Tag der Beschäftigung an gleichbehandeln wolle, versetze der Zeitarbeit den Todesstoß. Und dies wäre für die Wirtschaft und auch für viele Arbeitslose der falsche Weg, so Kufferath. Der VIV-Vorsitzende skizzierte dabei ein mögliches Modell, das als „Friedenslösung“ geeignet sein könnte. Bei dem Modell wäre ab dem neunten Monat der Beschäftigung die gleiche Grundvergütung wie im Entleiherbetrieb zu zahlen. Mit diesem Konzept bliebe das Instrument der Leiharbeit effektiv, es würde aber auch ein deutliches Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang damit gesetzt.

Beim Thema Energie bekräftigte Kufferath, dass der Nachteil, den deutsche Unternehmen bereits heute gegenüber Wettbewerbern in Europa haben, nicht weiter vergrößert werden dürfe. Schon jetzt zahlen deutsche Unternehmen teilweise deutlich mehr für Strom als ihre europäischen Nachbarn.

Abschließend rief Kufferath die Verantwortlichen dazu auf, in der Bildungspolitik klare mittelfristige Ziele samt einem entsprechenden Finanzierungskonzept zu formulieren und konsequent umzusetzen. Nur ein „Masterplan für Bildung“ könne für den notwendigen „Big Bang“ sorgen: „Wir brauchen bei der Bildung einen wirklich großen Schritt nach vorn.“ Kufferath betonte in diesem Zusammenhang insbesondere die Bedeutung der vorschulischen Bildung und der flächendeckenden Einführung von Ganztagsschulen.

Festredner der Veranstaltung war in diesem Jahr Prof. Dr. Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich. Er sprach zum Thema: „Vom Hirnschrittmacher über neue Energietechnologien bis hin zum (Super-)Computer der nächsten Generation“ und stellte den Gästen der VIV-Jahreshauptversammlung die vielschichtige Forschungsarbeit seines Hauses vor.

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