Vereinigte Industrieverbände: Deutschland muss enorme Herausforderungen in den nächsten Jahren bestehen

„Deutschland hat die Krise wesentlich besser gemeistert als viele andere Staaten in Europa. Wir haben zwei gute Jahre hinter uns und erwarten auch für 2012 eine recht anständige Entwicklung“, erklärte der wiedergewählte Vorsitzende der Vereinigten Industrieverbände, Dr. Stephan Kufferath, anlässlich der Jahreshauptversammlung des Verbandes auf Schloss Burgau.

„Gleichzeitig haben wir allerdings auch Grund, vorsichtig und achtsam zu sein. Denn die Krise auf den Finanzmärkten kann uns jederzeit wieder einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Und dauerhaft wird die Schwäche wichtiger EU-Länder nicht ohne Rückwirkung auf uns bleiben“, so Kufferath. Außerdem stehe Deutschland vor gewaltigen Herausforderungen durch die Energiewende und die demografische Entwicklung.

Der VIV-Vorsitzende betonte: „Am strikten Sparkurs für Bund und Länder darf nicht gerüttelt werden. Dies gilt auch für die anderen Staaten Europas. Wachstum darf nicht durch neue Schulden finanziert werden; es muss durch Strukturreformen, z. B. der öffentlichen Verwaltung, des Steuersystems und des Arbeitsmarktes angeregt werden. Wachstumskritikern sei gesagt: Wachstum ist notwendig für das Aufstiegsversprechen der sozialen Marktwirtschaft und auch zum Abbau der Staatsschulden.“

In der Sozialpolitik gelte es, keine kostspieligen neuen Sozialleistungen zu erfinden. Deutschland gibt für familienfördernde Maßnahmen 185 Milliarden Euro aus. Hier sei es an der Zeit, endlich diese Leistungen zu durchforsten und zu konzentrieren.

Auch sei die Bundesregierung aufgerufen, so Kufferath, den alten Grundsatz der Tarifeinheit wiederherzustellen, damit nicht kleine Spezialistengewerkschaften rigoros ihre Interessen unter Verstoß gegen Gemeinwohlinteressen durchsetzen können.

„Leiharbeit und die Befristung von Arbeitsverträgen müssen als flexible Elemente der Personalarbeit erhalten bleiben. Sie dürfen nicht weiter ‚skandalisiert‘ werden. Wenn Leiharbeit und Befristung zurückgedrängt werden und gleichzeitig der Fachkräftemangel zunimmt, dann wird es unweigerlich offen oder verdeckt zu deutlich verlängerten Arbeitszeiten kommen“, unterstrich Kufferath.

Die Vereinigten Industrieverbände kümmern sich intensiv um die Handlungsfelder der demografischen Herausforderung, z. B. um den Übergang Schule und Beruf, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder auch die Gesundheitsförderung.

Auch das Thema Energie ist für die Unternehmen von zentraler Bedeutung. Die Energiewende müsse gelingen, so Kufferath. „Für die Industrie ist ein bezahlbarer Strompreis Grundvoraussetzung für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Ich appelliere an Politik und Gewerkschaften, mit den Unternehmen im Schulterschluss alles dafür zu tun, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie nicht beschädigt wird.“

Festredner der diesjährigen Jahreshauptversammlung war Professor Dr. Clemens Fuest. Er sprach zum Thema: „Verschuldungskrise in der Eurozone: Ursachen, Auswege und die Rolle der Finanzmärkte“. Der renommierte Finanzwissenschaftler tritt am 1. März 2013 als Präsident an die Spitze des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Die Vereinigten Industrieverbände haben 135 Mitgliedsunternehmen mit rund 16.200 Beschäftigten.

 

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