VIV-Interview mit Professor Dr. Marcus Baumann – Rektor der Fachhochschule Aachen
Wie war die Entwicklung der FH Aachen in den letzten Jahren?
Die Entwicklung ist rasant: Zum Wintersemester 2013/14 hat die Zahl der Studierenden an der FH Aachen die Marke von 12.000 überschritten. Das bedeutet eine Steigerung um 3.000 Studierende oder mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Wintersemester 2009/10. Die Zahl der Neueinschreibungen liegt aktuell höher als je zuvor in der mehr als 40-jährigen Geschichte der Hochschule.
Das ist für uns die Bestätigung unserer Arbeit, ist aber natürlich auch eine Folge des doppelten Abiturjahrganges in NRW und dem Wegfall der Wehrpflicht. Die hohen Studierendenzahlen stellen uns aber auch vor große Herausforderungen, denn wir wollen sicherstellen, dass wir unseren Studierenden bestmögliche Bedingungen bieten können. Dank der engen Verzahnung von Theorie und Praxis haben sie beste Perspektiven für den Start ins Berufsleben.
Wie ist der durchschnittliche Werdegang eines Professors?
Auch hier gilt: Wir legen großen Wert auf eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. Das heißt, dass unsere Professorinnen und Professoren gleichermaßen über eine fundierte wissenschaftliche Qualifikation und über mehrjährige Erfahrung in der Berufspraxis verfügen.
Doppelter Abiturientenjahrgang und Katastrophe trotzdem ausgeblieben. Wie kommt‘s?
Die Hochschulen in NRW haben sich seit Jahren auf die steigenden Zahlen vorbereitet. Das war auch möglich, weil das MIWF im erheblichen Umfang Mittel zur Stärkung der Infrastruktur in den Hochschulen zur Verfügung gestellt hat, mehr als in anderen Bundesländern. Für die FH Aachen können wir sagen, dass wir bestehende Kapazitäten ausgebaut und neue Studiengänge eingerichtet haben. Wir bauen neue Hörsäle, Seminarräume, Labors und Büros. Diese Zeit ist mit großer Anstrengung für alle Professorinnen und Professoren, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbunden. Aber wir sind sehr zuversichtlich, dass wir gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.
Studienbeiträge abgeschafft. Bedauern Sie das?
Ich war seiner Zeit ein Gegner der Einführung von Studienbeiträgen. Erstaunlicherweise war aber der Widerstand bei den Studierenden deutlich geringer als erwartet. Letztlich konnten wir mit den Beträgen viel Gutes tun. Ein teilweise seit Jahren andauernder Investitionsstau konnte aufgelöst werden und Studierende wie Lehrende freuen sich nun über bestens ausgestattete Labore. Die jetzt vorgesehene Kompensation der weggefallenen Beiträge ist zwar lobenswert, fällt infolge der gestiegenen Studierendenzahlen aber natürlich niedriger aus, da die Studierendenzahlen von 2011 als Bezug gewählt wurden.
Wie klappt die Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Region?
Die FH Aachen setzt auf eine enge Kooperation mit den Unternehmen in der Dreiländer-Region Aachen. Wir sind stolz darauf, dass viele unserer Studierenden in den Firmen vor Ort Praxisprojekte umsetzen und Abschlussarbeiten schreiben. Das bietet den jungen Menschen die Möglichkeit, noch während des Studiums wichtige Einblicke in das Arbeitsleben zu nehmen und so eine ideale Ausgangsposition für den Übergang in den Beruf zu erlangen. Diese enge Kooperation zwischen Hochschule und Region ist aber auch praktische Wirtschaftsförderung, denn die Unternehmen erhalten wertvolle Unterstützung bei der Weiterentwicklung ihrer Produkte und Prozesse. Zudem können wir dadurch junge Fachkräfte für die Region gewinnen. Wir sind die Hochschule der Region – für die Menschen und Unternehmen vor Ort.
Wo sehen Sie die besonderen Stärken der FH Aachen? Wo wollen Sie in den nächsten fünf Jahren noch besser werden?
Im Mittelpunkt stehen bei uns natürlich Lehre und Studium, wobei wir anstreben, unser Studienangebot in den kommenden Jahren weiter auszubauen und ständig zu verbessern. Aber wir als Hochschule bauen auch auf erstklassige Forschung und Entwicklung, die in unseren Fachbereichen, Instituten und Kompetenzplattformen betrieben wird. Wir wollen den Innovationstransfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft weiter stärken. Schnittstelle soll dabei ein im Jahr 2012 gegründetes An-Institut sein, das Institut für innovativen Maschinenbau (IfiM), das die FH Aachen gemeinsam mit dem Aachener Unternehmen 3win Maschinenbau GmbH betreibt. Hier sollen Wege gefunden werden, wie Wissen aus der Hochschule in Unternehmen der Region angewandt werden und zu einer höheren Wertschöpfung beitragen kann.
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