„70 Jahre Industriekonzerte“ – eine besondere Konzertreihe feiert Jubiläum

„70 Jahre Industriekonzerte“ – eine besondere Konzertreihe feiert Jubiläum

Die Industriekonzerte der Vereinigten Industrieverbände (VIV) sind fester Bestandteil des Dürener Kulturlebens. Mit der Kammermusikreihe sollte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dürener Unternehmen ein kulturelles Angebot geschaffen werden, um die schweren Zeiten nach dem Krieg etwas erträglicher zu machen. Bald jedoch standen die Konzerte allen Einwohnern der Stadt offen.

Die Industriekonzerte stellen gestern wie heute ein außergewöhnliches Engagement der Industrie dar, das die besondere Bedeutung der Wirtschaftsunternehmen, ihrer Verbände und ihre Verbundenheit mit den Menschen in unserer Region zum Ausdruck bringt.

Die Geschichte der Industriekonzerte begann mit dem ersten Konzert am 12. Oktober 1950 – einem Kammermusikabend. Initiatoren und Ideengeber waren Hans Rohs, damaliger Prokurist der heutigen Firma Anker Gebr. Schoeller GmbH & Co. KG, und Helmut Müller, Prokurist der damaligen Tuchfabrik Leopold Schoeller & Söhne. Künstlerischer Beirat und musikalischer Gestalter war der Dürener Pianist Karl Strahn als Dritter im Bunde.

Obwohl Kammermusik auch zur damaligen Zeit nicht als sonderlich populär galt, hatte man sich ganz bewusst dafür entschieden und war überzeugt, „daß alle sozialen Fortschritte nur unvollkommen sind, wenn sie nicht auch das kulturelle Leben des werktätigen Menschen erfassen. Erst die Teilnahme an dem kulturellen und geistigen Leben unserer Zeit macht die Verbesserungen unserer materiellen Lebensbedingungen wertvoll und gewährt uns das reine Glücksempfinden, das uns die bloße Befriedigung der wirtschaftlichen Notwendigkeiten nicht bieten kann“, wie in einer Werksmitteilung der damaligen ANKER-Teppichfabrik von 1951 zu lesen ist. Sätze, die auch heute noch volle Geltung beanspruchen dürfen. Ein weiteres Indiz dafür, wie wichtig es den Unternehmen war, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Konzerte besuchen konnten, ist eine Hausmitteilung der Firma Leopold Schoeller & Söhne von 1952. Danach mussten die Betriebsangehörigen lediglich 75 Pfennige für die Eintrittskarten bezahlen – regulär lag der Eintrittspreis damals bei 2,50 Mark – die Differenz zahlte die Firma.

Einer der „ersten Stunde“ begleitet die Industriekonzerte bis heute aktiv: Anfänglich als Zuhörer, unterstützt der heute 97-jährige VIV-Ehrenvorsitzende Heinrich August Schoeller den Musikbeirat seit vielen Jahren. Neben Herrn Schoeller gehört Herr Prof. Wolfram Breuer von der Hochschule für Musik und Tanz Köln dem Musikbeirat an. Er verfasst die vielgeschätzten Programmeinführungen und berät bei der Auswahl der Musiker. Des Weiteren verstärkt Herr Bernhard Wallerius, ehemaliger Redakteur bei WDR 3 und dort für die Kammermusiksparte zuständig, das Team des Beirats. Der Musikbeirat unterstützt die VIV bei der qualitativ hochwertigen Konzeption des Konzertprogramms. „In den Anfangsjahren lag die große Bedeutung unserer Industriekonzerte darin, dass sie ein erschwingliches Kulturangebot speziell für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben darstellten. Dabei war auch bedeutsam, dass kulturelle Bildung für den sozialen Zusammenhalt wichtig ist. Heute sind die Eintrittskarten für die Industriekonzerte immer noch sehr günstig. Mit der Zeit hat ein Auftritt in einem der Konzerte an Bedeutung für junge Musikerinnen und Musiker als Sprungbrett gewonnen“, erläutert Schoeller.

Im Rahmen der bereits seit der Spielzeit 2005/2006 bestehenden Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln engagieren sich die VIV weiterhin für die Nachwuchsförderung. Bereits Mitte der neunziger Jahre bekamen talentierte Nachwuchskünstler eine Bühne. Die Industriekonzerte bieten den jungen Musiktalenten eine wertvolle Möglichkeit, erste Erfahrungen vor großem Publikum zu sammeln. Einige Künstler haben sich später in der internationalen Musikszene einen Namen gemacht und stehen heute auf den großen Bühnen der Welt.

Zahlreiche Musiker und Ensembles von Weltrang gastierten in den letzten 70 Jahren bei den Industriekonzerten in Düren. Dazu gehören der aus Düren stammende Pianist und Dirigent Lars Vogt, der Tenor Christoph Prégardien, der inzwischen verstorbene Opernsänger Kurt Moll (Bass) und die Regensburger Domspatzen (1978), um nur einige zu nennen.

Bemerkenswert ist eine frühe internationale Ausrichtung bei der Auswahl der Ensembles bzw. Musiker. Aus heutiger Sicht erscheint es fast unglaublich, dass Größen wie der englische Pianist, Dirigent und Komponist Benjamin Britten zusammen mit seinem Lebensgefährten, dem Tenor Peter Pears, 1958 in einem Industriekonzert in Düren gastierten. Eine kleine Auswahl von Ensembles aus der ganzen Welt, die auf Einladung der Vereinigten Industrieverbände nach Düren kamen: die Societa Corelli Rom (1959), das Trio Pasquier Paris (1962), das Ungarische Harfenquintett Budapest (1965), die Zagreber Solisten (1967), später dann das Novak Quartett Prag (1971), The New York Chamber Soloists (1973), die Camerata Los Angeles (1976), das Vivaldi Ensemble Tokyo (1977), das New York Harp Ensemble (1980) und das Tschechoslowakische Kammerorchester Prag (1981).

Dr. Stefan Cuypers, Geschäftsführer der VIV: „Das Jubiläum ist der richtige Zeitpunkt, vielen Menschen, die zum Erfolg der Industriekonzerte beitragen, zu danken. An erster Stelle danke ich herzlich meiner Kollegin Frau Ilona Schmitz, die seit vielen Jahren mit viel persönlichem Engagement und Charme die zentrale Organisatorin zwischen Musikbeirat, Künstlern und unserer Spielstätte ist. Danken möchte ich auch unseren Ansprechpartnern im Haus der Stadt, mit denen wir Hand in Hand zusammenarbeiten. Prof. Breuer und Herrn Wallerius sei für die unverzichtbare Unterstützung bei der Programmgestaltung gedankt. Besonders danken wir alle Herrn Heinrich August Schoeller. Er verkörpert das Dürener Unternehmertum, das einst mit Blick auf die Bedeutung der Musikkultur für die Menschen die Konzertreihe zum Leben erweckte, und der uns heute im Musikbeirat den ursprüng-lichen Charakter der Industriekonzerte vermittelt, den wir pflegen möchten. Last but not least danken wir unserem Publikum, das eines der treuesten der Welt sein dürfte. Es ist immer eine große Freude, an den Konzertabenden mit diesen Menschen für den gemeinsamen Musikgenuss und den persönlichen Austausch zusammenzukommen.“

Auch bedeutende Dürener Wegbegleiter finden anlässlich des 70. Jubiläums lobende Worte:

Auszüge aus den Grußworten anlässlich des 70. Jubiläums der Industriekonzerte

Paul Larue, Bürgermeister der Stadt Düren:
„Zum Jubiläum gratuliere ich sehr herzlich und danke den hiesigen Unternehmen für ihr ebenso großartiges wie verlässliches Engagement im Kulturleben unserer Stadt. Solches Mäzenatentum hiesiger Firmen, ihrer Inhaber und Geschäftsführungen, hat in Düren Tradition. Die heimische Industrie hatte immer schon einen Blick auf das Wohl desGemeinwesens, wovon neben diesem Konzertforum zahlreiche Stiftungen im Kultur- und Sozialbereich zeugen.“

Wolfgang Spelthahn, Landrat des Kreises Düren:
„Die lange Tradition und die exzellenten Programme haben der Konzertreihe ein treues Publikum beschert, das das erlesene Angebot sehr zu schätzen weiß. So ist aus dem im Jahr 1950 initiierten kulturellen Angebot für die Belegschaften der Mitgliedsfirmen längst eine Institution geworden.“

Dr. Stephan Kufferath, Ehrenvorsitzender der VIV:
„Es ist bemerkenswert, dass die Industriekonzerte auch nach sieben Jahrzehnten immer noch einen hohen Stellenwert im Dürener Kulturleben innehaben. Ich selbst bin seit Jahrzehnten regelmäßiger Gast und freue mich über das Engagement der Künstler und die Qualität ihrer Darbietungen.“

Kontakt: Stephanie Ulbricht
Telefon: 02421/4042-0
Telefax: 02421/4042-26
E-Mail: info@vivdueren.de